Freiburg


Learning by Moving
Das Theater Freiburg und die Vigelius-Grundschule starteten 2012 das zweistufige Tanz-Schul-Pilotprojekt „Learning by Moving“. Im ersten Jahr begann die Arbeit mit den dritten Klassen. 77 Schüler erforschten gemeinsam mit dem Choreografen und Tänzer Graham Smith und seinem Team – bestehend aus zehn Tänzern, einer Puppenspielerin und vier Percussionisten – die Grundlagen von Bewegung und Tanz.
Nach der Methode des „creative dance“ erkundeten die Schüler das Verhältnis von Körper, Raum und Bewegung auf sehr unterschiedlichen Ebenen, in Auseinandersetzung mit konkreten Materialien, mit Musik oder mit abstrakten Ideen. Smith und sein Team stellten das Entdecken der Welt, die Erprobung der physischen und geistigen Fähigkeiten sowie die Erfahrungen jedes einzelnen Kindes in den Mittelpunkt der tänzerischen Arbeit.
Hierbei wurden Schulfächer wie Mathematik, Sport oder Deutsch spielerisch miteinander verbunden, denn Sprache, Musik und Rhythmus waren Teil der Bewegungsschule. Das Prinzip des Verlernens spielte eine zentrale Rolle. Wie überwinde ich das, was der freien Entfaltung immer wieder im Weg steht – Angst, Scham, Aggression oder Konkurrenzdenken? Die Arbeit wurde von einer Supervision begleitet. Im zweiten Jahr durchliefen die neuen dritten Klassen das Programm des Vorjahres. Außerdem wurde die Arbeit mit den nun vierten Klassen fortgesetzt.
Von März bis Juli 2014 entstand das Stück „Hesch Affekte?“ (badisch für „Hast du Gefühle?“). Im Mittelpunkt der tänzerischen Recherche stand das Verhältnis von körperlichem Ausdruck und Gefühlen. Die Kinder untersuchten ausgehend von der Barock-Oper „Dardanus“ des Komponisten Jean-Philippe Rameau das Theater als Gefühlsmaschine. Rameau entwickelte wie andere Künstler des Barock durch das Zusammenspiel von Text, Musik und Tanz eine ausgefeilte Rhetorik, die Gefühle wie Freude, Trauer und Schmerz vermitteln sollte. Mit ihrer Arbeit luden sie ein, Klischees über den Barock hinter sich zu lassen und die Gefühlswelt dieser Epoche in der Gegenwart zu entdecken. Die Kinder zeigten, dass Tanz in der Schule weit mehr ist als ein praktisches Substitut zu den klassischen Fächern Mathe und Deutsch, da er den Zugang zu einem ganz eigenen körperlichen Wissen ermöglicht.

